19. April 2024 | 03:49

Zahlen

Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde München 1 hat ca. 1300 Gemeindeglieder. Zu ihr gehören alle reformierten Christ:innen, die in München links der Isar wohnen oder außerhalb der Stadt von Freising über Augsburg, Landsberg am Lech bis Garmisch-Partenkirchen. Rechts der Isar gibt es eine Schwestergemeinde.

In Bayern gibt es 10 reformierte Gemeinden mit ca. 12000 Gemeindegliedern. Unsere Landeskirche ist Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland und finanziert sich über Kirchensteuern.

In Deutschland sind Christ:innen reformierter Konfession eine Minderheit. Weltweit aber gibt es mehr reformierte als lutherische Christ:innen: so in der Schweiz, den Niederlanden, Schottland, Frankreich, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Südafrika oder den USA.


Theologie

Die reformierte Kirche geht auf die Reformation im 16. Jahrhundert zurück. Die Reformatoren Ulrich Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564) machten die Predigt des Wortes Gottes zum Mittelpunkt des Gottesdienstes und seinen Anspruch auf das ganze Leben und Handeln der Kirche, der Christ:innendeutlich.

Dieser Anspruch macht uns anders:

  • Unsere Kirche ist schlicht, in ihr findet man keine Bilder und kein Kreuz. Nichts soll von der Predigt ablenken.
  • Wir feiern das Abendmahl zur Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi, damit wir uns vergegenwärtigen, dass wir eine Gemeinschaft nach seinen Idealen sind: Frieden, Toleranz und Nächstenliebe!
  • Deshalb mischen wir uns als Christ:innen in das Geschehen der Gesellschaft und Politik ein.
  • Unsere Gemeinde ist den Idealen und Grundsätzen unserer Kirchenverfassung entsprechend demokratisch organisiert; alle Leitungsgremien und Leitungsämter, auch die Pfarrer:innen, sind gewählt.

Geschichte der Reformierten in München

Mit 250-jähriger Verspätung etablierte sich der Protestantismus in München. Bayerische Kürfürsten und Herzöge unterbanden durch ihre rigorose Religionspolitik evangelische Glaubenspraxis. Erst durch „Zugereiste“ änderte sich diese Politik: Der pfälzische Kurfürst Max Joseph IV. und spätere König Max I. ließ sich in München nieder und brachte seine evangelische Frau Karoline von Baden mit, samt evangelischem Hofprediger. 1801 erhielt Johann Balthasar Michel, ein reformierter Kaufmann aus Mannheim, als erster evangelischer Christ die Münchner Bürgerrechte.

Obwohl seitdem immer reformierte Christ:innen in München lebten, vergingen weitere 125 Jahre bis zur Gründung einer Gemeinde. Welche Hintergründe im Einzelnen zur Gemeindegründung führten, sind nicht mehr zu rekonstruieren. Aber eine Vermutung liegt nahe: den in der reformierten Tradition verwurzelten Protestant:innen wurde der Gottesdienst der mittlerweile etablierten lutherischen Kirche „zu katholisch“. Sie gründeten 1924 den „Evangelischen Reformierten Verein in München“, zwei Jahre später folgte die offizielle Gemeindegründung. Erst nach dem zweiten Weltkrieg allerdings entwickelte sich die Gemeinde kontinuierlich. Nach der Phase von 1926-1944 war die Gemeinde fast nicht mehr existent.

Ein kleiner Rest verbliebener Gemeindeglieder und Presbyter:innen, sowie die Pfarrperson begannen ab 1946 mit dem Neuaufbau der Gemeinde. Viele reformierte Geflüchtete aus dem Osten Europas fanden hier eine neue kirchliche Heimat. Seit 1952 finden die Gottesdienste im eigenen Gemeindezentrum statt.
Mit den 60er Jahren beginnt für die Gemeinde eine neue Zeit: der starke Zuzug aus Norddeutschland und dem Rheinland vergrößert sie und macht sie vielfältiger. 1970 wird eine zweite Gemeinde „rechts der Isar“ gegründet.

Bis heute ist die Gemeinde geprägt von Christ:innen reformierter Konfession, die aus Deutschland und der ganzen Welt nach München gezogen sind: das macht sie bunt und spannend. In lebendiger reformierter Tradition ist sie „Gemeinde unter dem Wort“:
im Fragen und Hören auf das, was Gott in unserer Zeit zu sagen hat und im Handeln als Christ:innen in der Welt.


Beitrag mit der Evangelisch-reformierten Kirche München I und Fragen der Reformation

Der Bayerische Rundfunk (Bayern 2) hat unter Einbeziehung von uns im Rahmen des Zwingli-Jahres 2019 einen Beitrag veröffentlicht. Vor 500 Jahren, im Jahr 1519, begann Zwingli das Neue Testament auf deutsch vorzulesen, als er seine Tätigkeit als Leutpriester am Grossmünster in Zürich aufnahm. Hören Sie hier einige Informationen zu unserer Kirche durch Pfarrerin Heike Blikslager, Gemeindemitglieder und zudem zum Reformator Ulrich Zwingli: https://www.dropbox.com/s/xtk5mgakmzsxc8g/BR-Calvin%2009072009.mp3?dl=0 (Der Link führt auf eine externe Website. Wir haben keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und den Inhalt dieser Seite.).